Die lichtdurchflutete Glas-Stahl-Konstruktion verbindet die Gebäudeteile des Mozarteums und schafft Offenheit und Platz für die Zukunft
Pressemitteilung der Internationalen Stiftung Mozarteum, 18. Oktober 2022:
Ein langgehegter Wunsch der Internationalen Stiftung Mozarteum ist endlich Realität: Das neue Foyergebäude ist fertiggestellt und die erste Etappe der Renovierung des Großen Saals abgeschlossen. Dieser Neubau bedeutet einen Meilenstein in der über 140-jährigen Geschichte der Stiftung Mozarteum. In zwei Jahren Bauzeit entstand im ehemaligen Innenhof des Mozarteums anstelle des alten Pausenfoyers ein großzügig dimensionierter, lichtdurchfluteter Raum, der die beiden Gebäudekomplexe funktional aber architektonisch höchst ansprechend verbindet. 370 m2 gewonnene Fläche auf zwei Ebenen eröffnet neben der Pausenbewirtung nun zahlreiche neue Nutzungsmöglichkeiten. „Mit diesem Neubau haben wir das altehrwürdige Mozarteum für die nächsten Jahrzehnte fit gemacht“, resümiert Rainer Heneis, Geschäftsführer der Stiftung Mozarteum, und fügt hinzu: „Das denkmalgeschützte Gebäude ist nun barrierefrei, technisch auf dem letzten Stand und entspricht allen Sicherheitsanforderungen, was uns viele spannende Optionen bietet.“
Präsident Johannes Honsig-Erlenburg: „Niemand mag sich mehr an das alte, nur 60 m2 große Pausenfoyer erinnern, an das Geschiebe vor dem Buffet und in den Gängen. Was für eine Freude, dass die beengte Notlösung nun einem großzügigen Neubau gewichen ist! Einem Neubau in moderner Formensprache, mit dem die Stiftung ihre Öffnung nach Außen auch symbolisch zeigt. Das Foyergebäude schafft erstmals eine adäquate Verbindung zwischen den Gebäudeteilen, aber auch im Stadtraum zwischen Schwarzstraße und dem Mirabellgarten. Und das Wichtigste: Mehr Raum für Mozart bedeutet mehr Platz für unser tolles Publikum und unsere großartigen Künstlerinnen und Künstler. Mozart lebt nicht nur, jetzt kann er im ‚neuen‘ Mozarteum so richtig durchatmen!“
Erich Marx, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Mozarteum: „Als wir mit den ersten Überlegungen und dann mit dem Architektenwettbewerb begannen, ahnte niemand etwas von einer Pandemie. Heute kann man sich das Gedränge im viel zu kleinen alten Pausenraum nicht mehr vorstellen. Auch wenn es mit all den schwierigen Rahmenbedingungen ein extrem herausforderndes Projekt war, manchmal braucht man auch etwas Glück, und die Stiftung Mozarteum handelte genau zum richtigen Zeitpunkt.“
Ausgangssituation – eine 100jährige Notlösung
Das Mozarteum mit seinen beiden markanten Gebäudeteilen, dem Verwaltungs- und Schultrakt (Schwarzstraße 26) und dem Konzerttrakt (Schwarzstraße 28), wurde vom Münchener Architekten Richard Berndl von 1912 bis 1914 errichtet. Berndl sah jedoch zu diesem Zeitpunkt keinen Pausenraum für die Gebäude vor, sodass später die Besucher:innen der Konzerte mit einem zusätzlich errichteten Provisorium von 60 m2 Vorlieb nehmen mussten. Der Eindruck einer Verlegenheitslösung war den Gästen des Mozarteums über die Jahrzehnte bestens bekannt: Bei einem ausverkauften Großen Saal wurde den bis zu 800 Besucher:innen in den Pausen eine beengte und unerträgliche Situation zugemutet. Zudem war der Verwaltungs- und Schultrakt mit dem Wiener Saal nicht barrierefrei zugänglich.
Von der Idee bis zur Fertigstellung
Erste Ideen und Vorstellungen für ein neues Pausenfoyer im denkmalgeschützten Mozarteum kamen bereits 2014 anlässlich des 100 Jahr-Jubiläums des Mozarteums auf. Die konkreten Planungs- und Vorbereitungsarbeiten starteten 2016 und mündeten 2017 in einen zweistufigen internationalen Architektenwettbewerb, zu dem insgesamt 18 Architekturbüros von London bis Tokio eingeladen wurden. 2018 fiel die einstimmige Entscheidung der Jury auf den Entwurf des Salzburger Architektenteams Maria Flöckner und Hermann Schnöll. 2019 erfolgten die Einreichplanung in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt und der Sachverständigenkommission für die Altstadterhaltung in Salzburg und 2020 dann die Bauverhandlung. Anfängliche Differenzen mit ICOMOS Austria als Hüter des Welterbes Salzburger Altstadt konnten ausgeräumt werden. Am 23. September 2020 begannen die Bauarbeiten, die nach den ersten Planungen bis 1. Juli 2022 abgeschlossen sein sollten. Die Corona-Pandemie mit all ihren Einschränkungen auf das öffentliche und wirtschaftliche Leben in Österreich sowie der Ukrainekrieg hatten natürlich auch auf die Stiftung Mozarteum und die Bauarbeiten massive Auswirkungen. Weltweite Lieferprobleme bei verschiedensten Baumaterialien und erhebliche Preissteigerungen betrafen auch die beteiligten Firmen, sodass festgelegte Termine nicht eingehalten werden konnten, und es zum Teil sehr schwierig war, für manche Aufträge Firmen zu finden. Diese Probleme führten dazu, dass sich der Fertigstellungstermin verzögerte und die Eröffnung auf Oktober 2022 verschoben werden musste. Bauunterbrechungen gab es zudem jeweils im Sommer 2021 und 2022 für die Salzburger Festspiele. 2021 wurde die Renovierung des Großes Saal beschlossen, die erste Sanierungsetappe startete im Februar 2022. 2024 wird die Renovierung des Großen Saals abgeschlossen sein.
Kosten und Finanzierung
Die Finanzierung des Neubaus setzt sich zu je einem Drittel an Eigenmitteln, an Förderungen durch die öffentliche Hand und durch private Mäzene zusammen. Waren die Kosten des Neubaus anfangs mit rund zehn Millionen Euro kalkuliert, stiegen diese aufgrund der Preissteigerungen auf dem Baumarkt auf 11,68 Millionen Euro. Das Projekt der Renovierung, Restaurierung und Modernisierung des Großen Saals wurde deshalb um ein Jahr gestreckt, die Fertigstellung ist für Sommer 2024 geplant. Für die Finanzierung des Neubaus konnten Bund, Land und Stadt Salzburg gewonnen werden. Zu großem Dank ist die Stiftung Mozarteum zudem zahlreichen Förderern verpflichtet, ohne die der Neubau nicht möglich gewesen wäre: Zwei private Großsponsoren – Dr. phil. Nicola Leibinger-Kammüller und Heinz-Hermann Thiele – stellten für den Neubau erhebliche Mittel zur Verfügung; diverse Projekte im Zuge des Neubaus wurden von verschiedenen privaten Fördern großzügig unterstützt und eine große Anzahl an Unterstützern fand sich für die Aktionen „Mein Stein für Mozart“ und „Mein Sitz für Mozart“. Das Bauprojekt wurde – neben der Kernerstellung durch die Stahlbau- und Fassadenfirma PICHLER Projects aus Bozen – überwiegend mit heimischen Professionisten umgesetzt.
Das neue Foyergebäude – ein funktionales, architektonisches Highlight
„Das Siegerprojekt überzeugt mit einem Konzept, das den Raum zwischen den Bestandsgebäuden für Licht und Durchblicke öffnet und die historischen Fassaden atmosphärisch in das neue Ambiente einbezieht. Zusätzlich wurden alle Anforderungen überzeugend gelöst und zusätzliche Bespielungsszenarien für das Mozarteum geschaffen“, begründet die Jury 2018 das einstimmige Votum für das Projekt des Salzburger Architektenteams. Maria Flöckner und Hermann Schnöll erläutern: „Unser Entwurfsansatz sah vor, nach Wegnahme der sperrenden Hofbaueinbauten einen durchsichtigen Foyerraum, eingehängt an der Schnittstelle der Stadträume zu den historischen Baubeständen, verbindend wirksam werden zu lassen. Mit Offenheit verbinden ist aber auch ein Paradoxon. Die gestalterische Antwort dazu war ein technisches Instrument, eine begehbare, dreidimensionale Raumstruktur aus Glas und Stahl. Heute verbindet sie das Mozarteum mit der Stadt.“
Leicht, hell und elegant fügt sich das neue Foyergebäude zwischen die denkmalgeschützten Gebäudeteile des Mozarteums ein. Die filigran wirkende Glas-Stahl-Konstruktion ließ einen Begegnungsraum mit zwei neuen Foyers entstehen. Im ersten Stock bietet das Große Foyer mit
170 m2 ausreichend Platz für eine angenehme Pausensituation rund um die Veranstaltungen und erschließt das Konzertgebäude über eine breite Glasbrücke zum Bastionsgarten. Dank des zusätzlichen Platzangebots sind alle Abläufe vor und nach dem Konzerterlebnis sowie in den Pausen bequem und mit ausreichend Abstand zu gewährleisten.
Im Erdgeschoss öffnet das Stadtfoyer auf 200 m2 den Zugang zur barocken Bastionsmauer. Erstmals wird hier der schon im ursprünglichen Konzept von Architekt Berndl vorgesehene Wandbrunnen an der Bastionsmauer in das Ensemble einbezogen und sichtbar.
100 Tonnen Stahl wurden von der Stahlbau- und Fassadenfirma PICHLER Projects im Foyergebäude verbaut. Die einzelnen, je fünf bis sechs Tonnen schweren Stahlteile wurden vor Ort verschweißt; die Montagearbeiten erforderten wegen der besonderen Statik des über 100 Jahre alten Gebäudes Fingerspitzengefühl, auch deshalb, weil sogar der Verputz denkmalgeschützt ist. Ein Highlight ist auch der blickdichte Glasboden im Großen Foyer. Das Bodenglas weist eine zarte Ornamentstruktur auf, die wie Eisblumen anmuten. Die Glasplatten werden dabei in alter Verfahrenstechnik mit einem speziellen Ätzverfahren bearbeitet. Beide Foyers sind mit modernster Eventtechnik ausgestattet, was wiederum eine breite Palette an neuen Veranstaltungsmöglichkeiten eröffnet.
Für die Pausenbewirtung und das Catering in den neuen Foyers des Mozarteums bei den diversen Veranstaltungen konnte das Wiener Gastonomieunternehmen Impacts gewonnen werden, das seit April auch in Salzburg als Caterer tätig ist.
Neue Toilettenanlagen, Künstlergarderoben, Depot- und Technikräume, die neue Wiener Treppe und ein zusätzlicher Aufzug für den barrierefreien Zugang zum Hauptgebäude/Wiener Saal ermöglichen den Besucher:innen und Künstler:innen nun einen entspannten und sicheren Aufenthalt in den Räumlichkeiten der Stiftung Mozarteum und sorgen für eine zeitgemäße Infrastruktur in dem historischen Ensemble.
Die Öffnung des Bastionsgartens
Das Foyergebäude öffnet durch seine verbindende Anlage eine neue Achse von der Schwarzstraße zum Mirabellgarten mit der Zielsetzung einer verstärkten Nutzung des Bastionsgartens für Veranstaltungen, vor allem im Sommer. In Gesprächen mit der Stadt Salzburg wurde zudem darüber Einigkeit erzielt, den Bastionsgarten noch weiter zu öffnen und an das wenig genutzte Heckentheater anzubinden. Durch die direkte Anbindung an den Bastionsgarten und das Foyergebäude wird damit auch ein moderner Veranstaltungsbetrieb inkl. Toiletten und Catering für das barocke Heckentheater möglich.
Renovierung Großer Saal
Der Große Saal – Herzstück des Mozarteums – zählt zu den schönsten und besten Konzertsälen der Welt und gilt seit seiner Eröffnung im Jahr 1914 als idealer Aufführungsort für die Werke Mozarts. Bekannt für seine außerordentliche Akustik begeistert dieser Saal Konzertbesucher:innen und Musiker:innen seit Generationen. Renommierte Orchester wie die Wiener Philharmoniker oder das Mahler Chamber Orchestra, Dirigenten wie Richard Strauss, Dietrich Fischer-Dieskau, Claudio Abbado, Herbert von Karajan, Karl Böhm, Sir Simon Rattle, Nikolaus Harnoncourt, Marc Minkowski, Daniel Barenboim und Künstler:innen wie Cecilia Bartoli, Mitsuko Uchida oder Anne- Sophie Mutter tragen seit über 100 Jahren zur besonderen Aura dieses Ortes bei. Von Anfang an wurden die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten des Großen Saals geschätzt. Er ist nicht nur der ideale Ort für große Orchesterklänge und Kammermusik, sondern auch für Veranstaltungen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Charakters. Bei den Mozarteums-Redouten wurde in den 1920er Jahren getanzt, hier fanden Filmvorführungen und Misswahlen ebenso statt wie Tagungen und Galadiners. 1955 wurde der Große Saal erstmals renoviert und dem Zeitgeschmack angepasst. Eine Generalsanierung erfolgte 1985/86.
Seit Februar 2022 findet die nächste umfassende Renovierung, Restaurierung und Modernisierung in drei Etappen statt. In der ersten Sanierungsphase wurden der Parkettboden erneuert und der Sitzkomfort erhöht, d. h. die Bestuhlung behutsam restauriert und neu gepolstert. Zudem kann die gesamte Bestuhlung nun auch rasch demontiert werden, damit der Saal für Veranstaltungen auch ohne Saalbestuhlung flexibel genutzt werden kann, wie etwa Bälle, Bankette oder dergleichen. Klima-, Strom-, Konzertsaaltechnik und der Brandschutz wurden ebenfalls modernisiert. Im Frühjahr 2023 wird die Renovierung des Großen Saals fortgesetzt. Ab Ostern ist die Restaurierung der Raumschale geplant. Bis Juli werden die Wandoberflächen und Vergoldungen nach historischen Vorgaben wieder in den Originalzustand der Eröffnung von 1914 zurückgeführt. 2024 ist zwischen Mai und Juli der Umbau des Balkonbereichs geplant. Der Teppichboden wird durch Parkett ersetzt, die Balkonbrüstung mit einer neuen Abdeckung versehen und die Logentrennwände und Vorhänge werden erneuert. Danach erfolgt eine Wartung der Propter Homines-Orgel.
Weitere Informationen: Christine Forstner, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Stiftung Mozarteum Salzburg, Tel.:+43 662 88 940 25, Mob.: +43 650 88 940 25, forstner@mozarteum.at, www.mozarteum.at







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