09 // kapitelsaal der erzdiözese salzburg // gutachterverfahren / 1. preis / auslober: erzdiözese salzburg / a-5020 salzburg.
stadtnische kapitelsaal
der bereich vor dem eingang wird durch wegnahme des torbogens zur stadt hin geöffnet („stadtnische“). dies erlaubt nun die sicht auf die grosse fensteröffnung des kapitelsaales zum dom hin. veranstaltungen kommunizieren auf diese weise aktiv mit dem städtischen umfeld. das blechvordach des einganges wird entfernt, um die aufmerksamkeit des herannahenden auf das saalfenster zu richten. der eingang selbst bleibt durch die bereits vorhandene portalvormauerung klar als solcher erkennbar. die mittelfristige umwidmung der vorhandenen lagerräume im hof für kommunikative nutzungen würde zur attraktivierung des standortes (kapitelsaal, katholische aktion, männerbüro etc.) zusätzlich beitragen.
räumliche entwicklung
von den grossen plätzen der altstadt kommend, vom stadtfenster des saales geführt, lenkt die stadtnische den besucher in die kleine gewölbehalle (hohes gewölbe, sparsames licht) im erdgeschoss. von seinem überkleid befreit schreitet er/sie die breite, hölzerne treppe empor. das obere gewölbefoyer, weiter und lichter, ein ort des immer-wieder-verweilens, ist auch der ort des eigentlichen eintritts. der saal selbst erschliesst sich dem eintretenden über seine „breite“, in seinem übergang ins offene, in die stadt. „länge“ und „breite“ überlagern sich als orientierungshorizonte ohne hierarchie.
der saal
völlig anders als die anschliessenden, steinernen gewölbehallen wird der neue kapitelsaal als gartensaal interpretiert – anklingend an seine lage im übergang zur stadt und die geschichte des ortes (garten). seine oberflächen werden mit luftdurchlässigen, weichen raschelgewirken bespannt. diffuses allgemeinlicht, akustische anlagen, lüftungsführungen, elektroinstallationen können „unsichtbar“ installiert werden. auch die nicht sichtbare regulierung der raumoberflächen (reflexion/absorbtion) den akustischen anforderungen entsprechend ist leicht möglich.
der grosse kapitelsaal kann in seiner gesamten grösse für festveranstaltungen, grössere konzerte, vorträge genutzt werden. der bestehende besprechungsraum (gewölberaum) im erdgeschoss bildet ein „natürliches podium“ im saal. bestehende räume bilden ein dienendes hinterland.
ein neu geschaffener durchgang über dem aufgang ermöglicht die getrennte erschliessung des westlichen saalteiles als seminarbereich. ein schwerer schallschutzvorhang schirmt die saalbereiche voneinander ab.
der saal öffnet sich im hinteren bereich grossflächig zum kapitelplatz und ist „attraktor“ richtung dom.
materialien
der saal und die beiden foyers (erdgeschoss und obergeschoss) erhalten einen raumweitenden, fugenlosen, geschliffenen/geglätteten zementestrich (lichtes grau).
stützen, wände, gewölbe in den foyers werden einheitlich weiss getüncht. die sprossenfenster im erdgeschoss-foyer werden durch augenartige fixverglasungen ersetzt, welche einen bildartigen blick nach aussen ermöglichen (z.b. festungsblick).
die hölzernen trittstufen ins obere foyer werden demontiert, abgeschliffen, erneut dunkel lasiert und wiederum eingebaut.
die durchbrüche der saaltüren werden auf gewölbegrösse erweitert. hölzerne, zweiflügelige türelemente werden in die öffnungen eingeschrieben.
der graue boden fliesst vom foyer in den saal, die beiden räume/säle bilden ein funktionelles gefüge. der sich entwickelnde (geschlossen > offen), räumliche fluss vom erdgeschoss bis in den saal hat im boden eine konstante.
pflanzenpufferraum – bessere luft – regulierung der luftfeuchtigkeit im saal
nutzung von pflanzen (bspw. zyperngras) zur natürlichen befeuchtung der raumluft während der wintermonate
der 7m hohe und 25m lange pflanzenpufferraum dient der natürlichen befeuchtung des saales, da das lüftungssystem selbst ideale luftfeuchtigkeiten (ca. 50%) im winter nicht bereitsstellen kann.
der pflanzenpufferraum ist in seiner wirkungsweise präzise steuerbar (direkt/indirekt), er speist feuchtigkeit in die raumlüftungsanlage und filtert schadstoffe aus der luft. dadurch wird ein behagliches raumklima erzeugt.
konstanz durch masse
saaltemperierung durch pflanzenpufferraum-wandspeicher
neben der regulierung der luftfeuchtigkeit dient der pflanzenpufferraum auch zur temperierung des saales. die speicherwand zwischen saal und pufferraum (zum saal hin gedämmt) bewirkt im pflanzenpufferraum eine luftmitteltemperatur zwischen saal und aussenraum, welche direkt zur erwärmung oder kühlung des saales eingebracht werden kann.
licht
die zweischalige saalwand zur stadt spendet ein gedämpftes allgemeines licht, ähnlich einer gartenlaube. dasselbe gilt auch für die weiteren saaloberflächen, hier schafft künstliches licht diese atmosphäre.
3 höhenverstellbere einzelleuchten an der decke aus gespannter, lichtdurchlässiger folie ermöglicht die primäre steuerung des lichtes im saal entsprechend der jeweiligen nutzungsanforderung.
die 3 leuchten dienen auch der schallreflexion des podiumsgeschehens in die hinteren bereiche des saales.
rezeption
2015 | / | ungebautes salzburg (museum der moderne am mönchsberg / 28.3.-12.7.2015 / text: roman höllbacher) |
2009 | / | der neu kapitelsaal als „fenster zur welt“ (norbert mayr / salzburger fenster / 8.9.2009) |
2009 | / | zwei jahre zeit für eine utopie? (reinhard kriechbaum / drehpunkt kultur / 4.6.2009) |
2009 | / | neuer kapitelsaal wird zur stadt hin geöffnet (norbert mayr / sn / 4.6.2009) |
2009 | / | konzentration und offenheit (norbert mayr / expertise / 31.5.2009) |