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In offener Verbundenheit

Siegerentwurf Pausenfoyer: Das Salzburger Architektenbüro Maria Flöckner und Hermann Schnöll verbindet die beiden Gebäudetrakte des Mozarteums mit einem gläsernen Neubau.

Pressemitteilung der Internationalen Stiftung Mozarteum, 22. Oktober 2018:

Zeitgemäß, filigran, luftig, hell und elegant verbindet der Siegerentwurf für das neue Pausenfoyer als selbstbewusster Akzent die beiden Gebäudetrakte des Mozarteums. Die Entscheidung für das gläserne Projekt des Salzburger Architektenbüros Maria Flöckner und Hermann Schnöll fiel im Rahmen eines internationalen, mehrstufigen Wettbewerbs, zu dem die Stiftung Mozarteum Salzburg 18 Architektenbüros aus ganz Europa bis hin nach Japan eingeladen hatte. Für die Stiftung Mozarteum bedeutet der erfolgreich abgeschlossene Architekten-Wettbewerb einen weiteren Schritt, sich einem wichtigen und langersehnten Meilenstein in der Stiftungsgeschichte anzunähern – der Neugestaltung des Pausenfoyers.

Die Vorgaben im Wettbewerb für den Um- bzw. Erweiterungsbau waren das Platzangebot zu vergrößern, vor allem für den Pausenbereich der KonzertbesucherInnen, die bestehenden Mängel der Infrastruktur zu beheben und barrierefreie Zugänge zu gewährleisten. Dabei galt es, eine Neuinterpretation der bestehenden Verbindung mit großem Respekt den Bestandsbaukörpern gegenüber zu schaffen, das Verbindende über das Trennende zu stellen, mit dem Ziel, den Gebäudekomplex durch eine zeitgenössische, überzeugende architektonische Lösung neu zu verschmelzen, gleichzeitig zu öffnen und zu beleben, dies sowohl zur Schwarzstraße hin als auch zum Mirabellgarten.

Die Ist-Situation ist seit jeher ein Provisorium: Das Mozarteum mit seinen beiden markanten Gebäudeteilen, dem sogenannten Verwaltungs- und Schultrakt (Schwarzstraße 26) und dem Konzerttrakt (Schwarzstraße 28), wurde vom Münchener Architekten Richard Berndl von 1912 bis 1914 errichtet. Der damals geschaffene Große Saal der Stiftung Mozarteum gehört bis heute zu den besten Konzertsälen Europas. Berndl allerdings sah in seinem Wettbewerbskonzept keinen Pausenraum vor. Er brachte in dem Verbindungstrakt zwischen Wiener Saal und Großem Saal zunächst nur einen Depotraum unter. Erst als am Ende der Planung klar wurde, dass man für die BesucherInnen der Konzerte einen Pausenraum schaffen musste, wurde der Zwischentrakt provisorisch zu einem Pausenraum umfunktioniert. Der Eindruck dieser Verlegenheitslösung wird bis heute u.a. durch den Einbau einer steilen Treppe verstärkt, die den einzigen Zugang vom Großen Saal zum Hauptgebäude bildet. Diese Treppe endet im zweiten Konzertsaal des Gebäude- Ensembles, dem Wiener Saal, der dadurch zum Durchgangsraum wird. Die Frage einer Barrierefreiheit wurde damals überhaupt nicht gelöst. So ist der Wiener Saal beispielsweise mit einem Rollstuhl bis heute nicht erreichbar. Zudem mutet das Pausenfoyer mit seinen 60 m2 bei einem ausverkauften Großen Saal den KonzertbesucherInnen eine beengte und unerträgliche Situation zu.

Diese und viele andere Probleme der Infrastruktur wird der Neubau des Verbindungstraktes nach den Plänen des Siegerprojekts nun endlich lösen:
Die helle Glas-Stahl-Konstruktion ist an nur wenigen Punkten mit beiden Gebäudeteilen verbunden und lässt die bestehenden Fassaden erstmals voll zur Geltung kommen. Sie bietet ebenerdig auf 200 m2 einen wesentlich erweiterten Eingangsbereich, aufgrund der Bauweise mit Tageslichteinfall. Diese ebenerdigen Räumlichkeiten können als zusätzlicher Veranstaltungsort, auch mit einem Café genutzt werden. Der gesamte Bau öffnet eine neue Achse von der Schwarzstraße zum Mirabellgarten. Erstmals wird der schon im ursprünglichen Konzept von Berndl vorgesehene Wandbrunnen an der ebenerdigen Bastionsmauer in die Architektur einbezogen und die weitere Vision von Berndl verwirklicht, im Bereich der Bastionsmauer einen Zugang zum Bastionsgarten zu schaffen. Ein zusätzlicher Treppenaufgang und ein Lift ermöglichen den barrierefreien Zugang zum gesamten Studientrakt und insbesondere auch zum Wiener Saal.

Das neue Pausenfoyer im ersten Stock ist mit 170 m2 für einen ausverkauften Großen Saal mit rund 800 KonzertbesucherInnen ausreichend dimensioniert. Von hier aus besteht weiterhin eine Anbindung an den Bastionsgarten.
Der Kellerbereich wird ausgebaut, zusätzliche Künstlerzimmer, Depot- und Technikräumlichkeiten finden Platz. Die bestehenden Toiletten werden ausgebaut

Insgesamt werden künftig ca. 350 m2 mehr an Nutzfläche zur Verfügung stehen.

Ein Haus will sich neu verbinden – so die Vision des Architektenteams. Maria Flöckner und Hermann Schnöll sehen den neuen Zwischentrakt als Instrument dafür dieses Verbinden zu erschaffen: „Verbindung zu erschaffen durch Offenheit ist ein Paradoxon – die Verbindung des Konzerthauses mit der Schule Mozarteum, die Verbindung der Stadt mit dem Mozarteum. Das bauliche Instrument dazu, eine begehbare räumliche Struktur aus Glas und Stahl, lässt das Licht bis auf den Boden der Stadt fluten – und es öffnet den Raum zur Stadt hin, ein kleines Stück der Vision eines ‚Centre Pompidou für Musik‘. Die Offenheit des Fugenraumes zu bewahren ist durch die Integration der dienenden Räume an verschiedenen anderen Schlüsselstellen des historischen Bestandes möglich. Das ‚begehbare‘ Instrument kann so auf lichtdurchfluteten Ebenen allein dem wandelnden Besucher dienend ein Ort der Begegnung werden, als Perspektive für ein offenes Haus.“

„Das Siegerprojekt überzeugt mit einem Konzept, das den Raum zwischen den Bestandsgebäuden für Licht und Durchblicke öffnet und die historischen Fassaden atmosphärisch in das neue Ambiente einbezieht. Zusätzlich wurden alle Anforderungen überzeugend gelöst und zusätzliche Bespielungsszenarien für das Mozarteum geschaffen“, begründet die Jury unter der Vorsitzenden Architektin Marie Therese Harnoncourt-Fuchs das einstimmige Votum für das Projekt des Salzburger Architekten-Teams Maria Flöckner und Hermann Schnöll.

Stiftungs-Präsident Johannes Honsig-Erlenburg: „Wir freuen uns, dass sich ein Salzburger Architekturbüro im Wettbewerb mit internationalen hochkarätigen Mitbewerbern durchgesetzt hat. Dieses erfreuliche Ergebnis wird uns Antrieb sein, die herausfordernde und gleichzeitig höchst notwendige Neuverbindung der beiden Mozarteums-Trakte so rasch wie möglich anzugehen.“

Der Gebäudekomplex an der Schwarzstraße ist Teil des Welterbes Altstadt Salzburg und steht unter Denkmalschutz. Diese Rahmenbedingungen waren und sind der Stiftung Mozarteum Salzburg bewusst und unmittelbar in die Projektgestaltung eingeflossen: „Das Siegerprojekt hält die vom Bundesdenkmalamt vorgegebenen Rahmenparameter zur Gänze ein und stellt mit der sensiblen Einfügung die Integrität der historischen Bestandgebäude, die das Denkmal ausmachen, sicher. Der Neubau schafft in einer zeitgemäßen Formensprache die Vermittlung zwischen den beiden Gebäuden, die der Altbestand nicht geschafft hat“, so Eva Hody, die Abteilungsleiterin des Bundesdenkmalamtes in Salzburg.

Als Baubeginn wird das Frühjahr 2021 anvisiert. Geschäftsführer Tobias Debuch: „Bis dahin liegen vielfältige, großartige Aufgaben vor uns, um die anspruchsvolle, transparente Architektur des Siegerprojektes umzusetzen. Im ersten Schritt muss der bestehende Entwurf nun in eine Feinplanung übergehen und nicht zuletzt müssen wir in diesem Zuge auch die Finanzierung dieses für die Stiftung Mozarteum historischen Projekts sicherstellen.“

Die Stiftung Mozarteum wird der Öffentlichkeit Mitte November eine ausführliche Ausstellung über den gesamten Architektenwettbewerb eröffnen.


Kontakt: Christine Forstner, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Stiftung Mozarteum Salzburg, Tel.:+43 662 88 940 25, Mob.: +43 650 88 940 25, forstner@mozarteum.at, www.mozarteum.at


Mozarteum, Einreichplan, Ansicht Schwarzstraße, Architekt Richard Berndl, 1911

Mozarteum, Entwurf Grundriss, Architekt Richard Berndl, 1911

Mozarteum, Grundriss zur Entstehungszeit, Architekt Richard Berndl, 1914

Siegerentwurf Pausenfoyer, Plan, Ansicht Schwarzstraße, Architekten Maria Flöckner und Hermann Schnöll, 2018, © floecknerschnoell

Siegerentwurf Pausenfoyer, Rendering, Foyer ebenerdig Richtung Bastionsgarten, Architekten Maria Flöckner und Hermann Schnöll, 2018, © floecknerschnoell

Siegerentwurf Pausenfoyer, Rendering, Foyer Obergeschoß Richtung Bastionsgarten, Architekten Maria Flöckner und Hermann Schnöll, 2018, © floecknerschnoell

Siegerentwurf Pausenfoyer, Rendering, Foyer Obergeschoß Richtung Schwarzstraße, Architekten Maria Flöckner und Hermann Schnöll, 2018, © floecknerschnoell

Siegerentwurf Pausenfoyer, Plan, Ansicht Schwarzstraße, Architekten Maria Flöckner und Hermann Schnöll, 2018, © floecknerschnoell

Siegerentwurf Pausenfoyer, Modell, Architekten Maria Flöckner und Hermann Schnöll, 2018, © Herman Seidl

Siegerentwurf Pausenfoyer, Modell, Architekten Maria Flöckner und Hermann Schnöll, 2018, © Herman Seidl

Siegerentwurf Pausenfoyer, Modell, Architekten Maria Flöckner und Hermann Schnöll, 2018, © Herman Seidl

Siegerentwurf Pausenfoyer, Modell, Architekten Maria Flöckner und Hermann Schnöll, 2018, © Herman Seidl

Die Verwendung des Bildmaterials ist ausschließlich in Zusammenhang mit der Berichterstattung über den Architektenwettbewerb und den Neubau der Stiftung Mozarteum und unter Angabe der angeführten Copyrights gestattet.


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