zweijährig vergebener staatspreis architektur des bundesministeriums für arbeit und wirtschaft ging 2023 an die MOZARTEUM FOYERS.
jury: marie-therese harnoncourt-fuchs (vorsitz), daniel fügenschuh, susanne fritzer, werner müllner, markus wimmer
laudatio
anlässlich von mozarts hundertstem geburtstag konstituierte sich 1856 in salzburg ein verein zur errichtung eines mozarthauses. es dauerte ein halbes jahrhundert, bis dafür ein geeigneter ort gefunden war: 1907 erwarb der verein die villa lasser an der heutigen schwarzstraße samt dem dazugehörigen grundstück. der münchner richard berndl erhielt den auftrag für den bau eines neuen konzertsaals und die erweiterung der villa, in der das konservatorium, die sammlungsbestände und die verwaltung unterzubringen waren. zwischen dem überformten bestandsbau und dem neu errichteten konzerthaus entstand ein schmaler hof, der durch einen torbau an der straße und ein verbindungsfoyer auf der gartenseite räumlich gefasst ist. die unglückliche verbindung der unterschiedlichen niveaus zwischen alt- und neubau war eine schwachstelle des berndlschen entwurfs, mit dem der verein – heute die internationale stiftung mozarteum – seit der eröffnung seines hauses im jahr 1914 leben musste. auch ein lifteinbau 2002 brachte keine echte verbesserung. mit unterstützung des denkmalamts, das den abbruch des gartenseitigen verbindungsbaus in kauf nahm, wurde 2017 ein dreistufiger wettbewerb für eine zeitgemäße sanierung dieser mängel ausgeschrieben, den maria flöckner und hermann schnöll für sich entscheiden konnten.
das neue foyer, das den gesamten raum zwischen den beiden historischen gebäuden nutzbar macht, ist ein glashaus mit zwei niveaus – eines auf straßenebene und eines auf der höhe des ersten obergeschoßes. dieses dem großen saal des konzerthauses zugeordnete foyer lässt sich großzügig zum basteigarten und zum torbau an der schwarzstraße öffnen und ermöglicht erstmals eine barrierefreie verbindung zwischen den bestandsgebäuden, über die auch musikinstrumente bis hin zum konzertflügel transportiert werden können.
gott wohnt bei diesem projekt im detail: vieles sieht selbstverständlich aus und ist in wahrheit höchst komplex, wie die rhythmisch am bestand orientierte primärkonstruktion aus dunkel geöltem stahl; und sonst oft störendes bleibt unsichtbar, wie die vielzahl an haustechnischen komponenten, die in dem kleinen volumen zusammenlaufen. besonders hervorzuheben ist die lichtführung, bei der für die böden rutschfestes, transluzentes ornamentglas zum einsatz kam, aus dem mittels eines thermomechanischen verfahrens teile der oberfläche herausgelöst werden können. so entstehen mehr oder minder zufällige florale muster, die an eisblumen erinnern und das von oben einfallende licht diffus streuen. nicht zuletzt durch diese komponente entwickelt das neue foyer bei tag und bei nacht eine poetische atmosphäre, die den bestand nicht nur verbindet, sondern nachhaltig aufwertet. (text: christian kühn)